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Der Home- Sport- Run bringt zusätzlich Bewegung in die Textilwerkstatt

Nachdem auch in der Textilwerkstatt der Lebenshilfe Hildesheim ab dem 20.03.2020 keine Beschäftigten mehr tätig sein durften, haben hauptamtliche Mitarbeiter*innen die Produktion für die Industriekunden sichergestellt. Eine besondere Herausforderung, aber auch ein großes Glück ist das Nähen von vielen benötigten Atemschutzmasken. Diese werden aus Reststoffen der Produktion von Krankenhauswäsche hergestellt. Alle Einzelkomponenten, vom Gummi bis zum Nähgarn, zeichnen sich durch die gute Reinigungsmöglichkeit aus. Alle Einzelteile, der Stoff, das Gummiband und das Nähgarn sind bei 95° waschbar und entsprechen somit dem üblichen Desinfektionsstandart. Das macht schnell die Runde. Kolleg*innen bestellen Masken aber auch Behörden und Firmen. Das war mit der Personalausstattung kaum zu schaffen und Aufträge, die nicht priorisiert waren, wurden terminlich geschoben.

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Mitte April bekamen die hautamtlichen Mitarbeiter*innen Verstärkung von Christiane. Die alleinlebende Selbstfahrerin arbeitet seit vielen Jahren in der Textilwerkstatt und kennt sich in den unterschiedlichsten Arbeitsgängen aus. Ebenso wie Anja und Ralf, die ein paar Tage später zur Unterstützung dazu kamen. Seitdem wird genäht, was die Maschinen hergeben. Bei der Textilwerkstatt handelt es sich um einen systemrelevanten Bereich und so war es möglich, einige wenige Beschäftigte vorzeitig wieder in die Werkstatt zu holen.

Gruppenleiterin Astrid Ludwig ist froh über die tatkräftige Mithilfe, denn die Aufträge sind in gleichem Volumen weitergelaufen und insbesondere bei den Produkten aus der Home- Training- Sparte haben sich die Auftragszahlen verdreifacht. Die Fitnessvideos für den Home- Bereich haben vermutlich diesen Run ausgelöst. Da trifft es sich gut, dass die Nachfrage nach Nase- Mundbedeckungen zurück geht. Diese sind jetzt überall erhältlich und die Notversorgung nicht mehr nötig. Jetzt können wir uns wieder verstärkt auch um die Produktion von Krankenhauswäsche (Kissenbezüge, Laken, Bettzeug) aber auch um Kinderschürzen für Kitas kümmern, sagt Ludwig und schiebt eine Palette mit lieferfertiger Krankenhauswäsche ins Auslieferungslager.


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Aber wenn so viel zu tun ist, warum sind dann nicht alle anderen Beschäftigten aus der Textilwerkstatt zurück an ihrem Arbeitsplatz?

Der Werkstattleiter vom Standort Römerring, Peter Straube würde gern mehr Beschäftigte wieder in der Werkstatt sehen. In nunmehr allen Bereichen ist genug Arbeit vorhanden und wir würden lieber heute als morgen alle Beschäftigten wieder bei uns begrüßen. Das ist aber leider nicht so einfach möglich und wird ein langwieriger und beschwerlicher Prozess der Wiederaufnahme der Tätigkeit. Die Vorgaben aus der Landesregierung und die allgemeingültigen Verhaltensregeln lassen eine schnelle Wiederaufnahme einer großen Anzahl von Personen leider nicht zu.

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Der Schutz jeder einzelnen Person geht vor!

Abstandsregeln und Mund- Nasebedeckung sind ein wichtiger Teil des Schutzkonzeptes der Lebenshilfe, aber das Schutzkonzept ist viel tiefgreifender und umfangreicher. Sanitärräume dürfen nur einzeln betreten werden, die Arbeitsräume wurden umgestaltet, um auch in der Arbeitssituation den Abstand zu wahren. Die Hygieneregeln werden regelmäßig unterwiesen und die Erweiterung des Betreuungsangebotes eng mit dem Sozialdienst abgestimmt. Dieser nimmt zu jeder Person, die die Voraussetzungen für die Wiederaufnahme der Arbeitstätigkeit hat, Kontakt auf und bespricht das weitere Vorgehen. Im ersten Stritt wurden Personen angesprochen, die allein oder im häuslichen Umfeld leben und selbstständig in die Werkstatt fahren können. Es wird aber derzeit an der Möglichkeit einer regelkonformen Personenbeförderung gearbeitet, so dass in naher Zukunft weitere Beschäftigte zur Arbeit zurückkehren können. Aus den vielen Zuschriften der letzten Wochen ist zu entnehmen, dass die Wiederaufnahme der Arbeits- und Betreuungstätigkeit ein Gewinn für beide Seiten ist.

Wir freuen uns auf das Wiedersehen!

Text und Foto: Tobias Plitzko
Letzte Änderung amFreitag, 05 Juni 2020 05:09